Im Rahmen der OÖ Landesausstellung „künstler.leben am wolfgangsee“ (29.4. – 2.11.2008)
Programm: 24. August bis 20. September 2008 an 5 Wochenenden
Veranstaltungsort: Literatenpark am Wolfgangsee, Ferienhort Ried 1, 5360 St. Wolfgang (bei Schlechtwetter im Rathaus St. Wolfgang, Markt 28, 5360 St. Wolfgang)
Die Region um St. Wolfgang hat und hatte seit jeher eine besondere Anziehungskraft auf Kunst- und Kulturschaffende. Für Alexander Lernet-Holenia und seine Schriftstellerfreunde Hilde Spiel und Leo Perutz war St. Wolfgang zweite Heimat und Kreativ-Refugium zugleich. Lernet-Holenia und Hilde Spiel lebten hier in eigenen Landvillen. Leo Perutz war über viele Jahre Stammgast im sommerlichen St. Wolfgang – nur unterbrochen durch die Zeit im israelischen Exil. An seinem Roman „Nachts unter der steinernen Brücke“ hat Leo Perutz hier intensiv gearbeitet. Hilde Spiels „Verwirrung am Wolfgangsee“ und „Der Baumfrevel“ ist durch die Region stark beeinflusst. In den Fünfzigern war Hilde Spiels Sommerhaus geistiger Mittelpunkt und „Literarischer Salon“: Heimito von Doderer, Thomas Bernhard, Friedrich Torberg und viele andere Künstler und Gäste versammelten sich hier und erfreuten sich am Wolfgangsee. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte Marie von Ebner-Eschenbach über 10 Jahre lang ihre Sommer in St. Gilgen und war begeistert von der prachtvollen Umgebung, die sie zu zahlreichen Werken angeregt hat.
„Wolfgangsee Literatur“ – steht für literarische Aktivitäten rund um den Wolfgangsee, mit dem Ziel, das in der Region entstandene künstlerische Erbe zu wahren, die hier heimisch gewordenen Literaten und deren Werke im Licht der Öffentlichkeit zu behalten und letztendlich die Kraft der Literatur den Menschen nahe zu bringen. Das Programm 2008 „Einladung zum Zuhören“ stellt unter den Titeln „Hilde Spiel – Dame mit Profil“, „Alexander Lernet- Holenia – die Stille unter der Felswand“, und „Leo Perutz – ein Meister für unsere Tage“, ausgewählte Werke der Schriftsteller vor. Die Schauspieler Andrea Eckert, Florentin Groll und Hermann Beil lesen aus deren Werken. Daniela Strigl, Germanistin und Literaturkritikerin, Roman Rocek, Verfasser der großen Lernet-Holenia-Biografie und Anton Thuswaldner, Literaturkritiker und Schriftsteller, gestalten die Einführung und die Vorstellung der Künstler. Zeitgenössische Literatur am Wolfgangsee: in den Jahren 2006 und 2007 gab es „Seeschreiber“, die in den Sommer-Monaten in St. Wolfgang lebend die Beobachtungen am See, die Begegnungen mit den Menschen und der Umgebung zu Papier brachten. Die Präsentation dieser Arbeiten und die Lesung des Ebenseer Schriftstellers Walter Pilar aus seinem „Lebenssee-Werk“ sind weitere Teile des Programms 2008.
Mit „Wolfgangsee Literatur“ sollen auch zukünftig literarische Aktivitäten rund um den Wolfgangsee gesetzt werden. Neben Lesungen renommierter Persönlichkeiten aus dem Werk der „Wolfgangsee“-Literaten, der Ausschreibung des „Seeschreiber“-Literaturwettbewerbs und jährlich stattfindender Literaturtage und Symposien, haben auch angehende Schriftsteller die Möglichkeit, ihr Schaffen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Literatenpark am Wolfgangsee, eine vom Künstler Prof. Josef Symon gestaltete Parkanlage mit Denkmäler von Alexander Lernet-Holenia, Leo Perutz und Hilde Spiel, ist die Heimstätte dieser Aktivitäten.
„Wolfgangsee Literatur“ Markt 10, 5360 St. Wolfgang
Tel. +43 699 17606765 E-Mail: perfaller@seeliteratur.at
Veranstaltungsort: Literatenpark am Wolfgangsee Ferienhort, Ried 1 5360 Ried bei St. Wolfgang
Bei Schlechtwetter Rathaus St. Wolfgang Markt 28, 5360 St. Wolfgang (Infohotline: +43 699 17606765) Eintritt € 15,00
Im Kartenpreis inbegriffen: „Kleiner Gruß“ aus der Wolfgangsee-Küche und der Eintritt in die OÖ Landesausstellung „künstler.leben am wolfgangsee“ (29.4.–2.11.2008) im Rathaus St. Wolfgang
Kartenverkauf: Limitierte Karten sind erhältlich bei der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft, Au 140, 5360 St. Wolfgang.Tel. +43 (0) 6138/8003, E-Mail: office@wolfgangsee.at Restkarten vor Ort ab 30 Minuten vor Beginn der Veranstaltung
Marie von Ebner-Eschenbach-Symposium, St. Gilgen
Detailprogramm unter www.ebner-eschenbach.net Eintritt: Tageskarte € 25,00, Zweitageskarte € 35,00 Die Preise verstehen sich inklusive Kulinarium im Anschluss an die Veranstaltung. Kartenvorverkauf: Tourismusverband St. Gilgen Tel. +43 (0) 6227/23480 Presse-Kontakt „Wolfgangsee Literatur“ Arno Perfaller Tel. 0699 17606765, E-Mail: perfaller@seeliteratur.at Sigrid Obermair Tel. 0664 1606014, E-Mail: obermair@seeliteratur.at
24. August 2008, 11.00 Uhr Literatenpark am Wolfgangsee
Hilde Spiel – Dame mit Profil Daniela Strigl, Germanistin und Literaturkritikerin Andrea Eckert, Schauspielerin und Filmemacherin „Ist sie Kritikerin, Feuilletonistin, Übersetzerin, Reporterin, Essayistin, Erzählerin, Filmautorin, Historikerin? Jede dieser Vokabeln hat ihre Berechtigung; aber sie reichen nicht aus – weder einzeln noch alle zusammen“, meinte Marcel Reich-Ranicki über Hilde Spiel (1911–1990). Lange Jahre galt sie als „Grande Dame der österreichischen Literatur“, für ihre gescheiten, bildungsgesättigten und glasklar formulierten Essays zur heimischen und europäischen Kulturgeschichte war und ist sie berühmt. Hilde Spiels Beziehung zu St. Wolfgang und zu ihrem „Haus am Bach“ war innig. Spiel war zeitlebens eine leidenschaftliche Österreicherin, obwohl die engagierte Linke schon 1936, zur Zeit des Austrofaschismus, ins englische Exil gegangen war, aus dem sie erst 1963 (fast) endgültig nach Wien zurückkehrte. Es gehe ihr wie Wittgenstein, sagte die promovierte Philosophin einmal: Ohne England könne sie nicht arbeiten, ohne Wien nicht leben. Daniela Strigl stellt die vielschichtige Persönlichkeit der Hilde Spiel vor, Andrea Eckert liest eine Auswahl aus Spiels erzählerischem und autobiografischem Werk.
30. August 2008, 19.30 Uhr Literatenpark am Wolfgangsee Die Stille unter der Felswand
Dichtung und Realität der Landschaft um St. Wolfgang im Werk von Alexander Lernet-Holenia Roman Rocek, Schriftsteller und Verfasser der Lernet-Holenia-Biografie Florentin Groll, Schauspieler Schon lange vor den Magischen Realisten in der Malerei hat der ehemals in St. Wolfgang ansässige Schriftsteller die übersinnlichen Kräfte der urtümlichen Natur in Sprache gebannt. Die dünne, opalisierende Atmosphäre des Hochgebirges, verbunden mit seinen schroffen, kantigen und scheinbar abweisenden Formationen, weckt in vielen Menschen Rauschzustände. Alexander Lernet-Holenia, vertraut mit nahezu allen Tallandschaften rund um den Wolfgangsee, aber auch mit den Höhlen, Karen und Graten der Felsregion, ist diesen Zuständen und Bildern nachgegangen und hat sie in aller Doppelbödigkeit und Doppeldeutigkeit mit seinem Mittel der Sprache „nachgezeichnet“. Magisch an seinem Realismus ist sein Vermögen, uns in einen Zustand zu versetzen, in dem Rationales und Irrationales einander ergänzen, definieren und bestimmen, und uns so an die Wurzeln persönlichen Empfindens heranführen. Ein Querschnitt durch die Romane, Essays und die Lyrik des Dichters, dessen Texte von Florentin Groll vorgetragen werden, mit einer Einführung von Roman Rocek.
6. September 2008, 19.30 Uhr Literatenpark am Wolfgangsee „Lebenssee“
Walter Pilar liest aus seinem „Lebenssee – Werk“ Walter Pilar hat für die österreichische Literaturgeschichte das Genre der „Heimatromanesque“ erfunden. Sein „Lebenssee“ (Ritter, 1996) präsentiert sich als eine literarische Chronik des Provinziellen. Tatsächlich reiht sich hier der Chronist in die vorderste Linie der Hinterwäldler ein und sein Eintauchen in die Tiefen der vermaledeiten Herkunft ist vordergründig (eben) so lustvoll angelegt, dass der Zeigefinger des distanzierten Satirikers oder das Ressentiment des heimatbeschädigt Gequälten auf der Strecke bleiben. Der Chronist ist hier zweifellos ein gewissenhafter Archivar der eigenen Kunst des Zuschauens … Nicht über den Dingen, sondern mitten im Leben baut er uns die Sandburgen der Erinnerung neu. Walter Pilar, geb. 1948 in Ebensee, lebt als Schriftsteller und Grafiker in Linz. Er erhielt u. a. den Oö. Landeskulturpreis für Literatur.
7. September 2008, 11.00 Uhr Literatenpark am Wolfgangsee Vom Leben am See
„Seeschreiber“-Lesung Tilman Strasser, Schriftsteller Peter Wawerzinek, Poet, Autor und Regisseur Im Rahmen eines Wettbewerbes konnten sich in den Jahren 2006 und 2007 Literaten um die „Stelle“ eines „Seeschreibers“ bewerben, die am Wolfgangsee lebend die Beobachtungen am See, die Begegnungen mit den Menschen und der Umgebung zu Papier bringen sollten. Tilman Strasser, Seeschreiber 2006, liest aus seinem Buch (Edition art & science, 2007). Peter Wawerzinek, Seeschreiber 2007, bietet Kostproben aus seiner bisherigen Arbeit am Wolfgangsee. 12.–13. September 2008 Gasthof Kendler, St. Gilgen Heimat, Reviere, Identitäten Marie von Ebner-Eschenbach-Symposium Detailprogramm: www.ebner-eschenbach.net
20. September 2008, 19.30 Uhr Literatenpark am Wolfgangsee Ein Meister für unsere Tage
Ein Abend für Leo Perutz Anton Thuswaldner, Literaturkritiker und Schriftsteller Hermann Beil, Dramaturg, Regisseur und Schauspieler unter anderem am Berliner-Ensemble-Theater Wer war Leo Perutz? Den Lesern von heute ist er bekannt als einer, der Romane geschrieben hat, die gut als Spannungsliteratur durchgehen, unter der Oberfläche aber Themen aufgreift, die unmittelbar mit uns zu tun haben. Er weicht aus in die Vergangenheit, begibt sich an ferne Orte, aber eine Frage treibt ihn ständig um: Was ist eigentlich Wirklichkeit? Er treibt ein bizarres Spiel mit den Möglichkeiten, sich unsere Welt zurechtzudenken, aber eine definitive Lösung, in welcher Welt wir eigentlich leben, bietet er nie an. Seine Literatur, die verschiedene Möglichkeiten, Wirklichkeit zu deuten, anbietet, ohne sich für eine verbindliche zu entscheiden, ist ein Vademecum gegen alle Ideologien. Wahrheit ist ein Phantom, nicht dingfest zu machen. Hermann Beil wird Ausschnitte aus dem Werk von Leo Perutz lesen und im Anschluss daran mit Anton Thuswaldner, der die Einführung hält, ins Gespräch über das „Phänomen Perutz“ kommen.
Im Anschluss an die Lesungen im Literatenpark am Wolfgangsee laden wir Sie ein, gemeinsam mit den Künstlern den Blick über den Wolfgangsee zu genießen. Im Gespräch den einen oder anderen Gedanken auszutauschen, zu schwelgen in der Zeit der Sommerfrische … oder einfach die Stille und Schönheit der Landschaft zu genießen, die schon Leo Perutz als den „schönsten Fleck Europas“ bezeichnete. Wir verwöhnen Sie mit kleinen Schmankerln aus der Region und laden Sie vor der Veranstaltung auf einen Aperitif ein.